ABSCHLUSSKONZERT

Orchester der Tiroler Festspiele Erl
Musikalische Leitung: Asher Fisch
Klavier: Jasminka Stančul

Beziehungsarbeit ist dann erfolgreich, wenn man sich gemeinsam unterschiedlichsten Aufgaben stellt: in der Liebe wie in der „Ehe“ zwischen Dirigent und Orchester. Asher Fisch, der neue Chefdirigent der Tiroler Festspiele, hat ein Programm jenseits der italienischen Koloratur-Knaller zusammengestellt, um einen gemeinsamen „Erler Sound“ mit seinem Orchester zu finden: von Strauss’ „Metamorphosen“ für Solostreicher zur vierten Sinfonie, deren Sätze Schumann pausenlos in einem durchkomponierten, fließenden Strom ausgießt. Auf ein Wiedersehen mit Jasminka Stancul freuen wir uns außerdem: Durch Carl Maria von Webers Konzertstück für Klavier und Orchester rauscht sie, als ob er es für sie komponiert hätte.

Faszination „Metamorphosen“

Warum stehen die „Metamorphosen“ von Richard Strauss auf dem Programm des Abschlusskonzertes der Tiroler Festspiele Winter 24/25? Chefdirigent Asher Fisch fasst seine Faszination in drei Themen zusammen. Da sei zum einen die Suche, was Strauss mit dem Titel gemeint hat: Bezieht es sich auf Ovid, auf Goethe? Oder ist mit Metamorphose etwas anderes gemeint? Asher Fisch deutet es aus dem Notentext heraus und meint, Strauss habe letztlich eine neue harmonische Sprache finden wollen, die aber nicht auf komplizierten dissonanten Akkorden beruhe, sondern vielmehr versuche, aus „einfachen“ Akkorden überall hin zu modulieren. Schon der erste Takt sei eine Achterbahnfahrt durch die Harmonik, „verrückt, aber ein wunderbarer Weg“. Jeder Akkord in diesem 27 Minuten dauernden Stücks habe „ein anderes Gesicht“ und dieses würde sich schon im nächsten Atemzug ändern, eine Metamorphose eben. „Es kann sein, dass Strauss das gar nicht so meinte, aber für mich erklärt es sich so,“ sagt Asher Fisch, die Sprache sei „neu, interessant und sehr persönlich“.

Dazu komme das Faszinosum, wie man eine Musik schreiben könne, die „derart traurig“ sei. Das Werk entstand im Frühjahr 1945 angesichts der menschlichen und kulturellen Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Die Akkorde, die Übergänge, die Modulationen erzählen „vom Ende der Welt“, das Richard Strauss angesichts der ungeahnten Zerstörung, nicht nur seiner Heimatstadt München, erlebte. Nur ein Komponist mit einer derartigen Erfahrung und Beherrschung aller Ausdrucksmöglichkeiten der Kompositionskunst habe gegen Ende seines Lebens ein Stück schreiben können, das so tief ergreifen kann, ist Asher Fisch überzeugt.

Zuletzt liege die Faszination in der Möglichkeit, die das Stück für das Orchester und die Zusammenarbeit mit dem neuen Chefdirigenten biete. Hier könne sich das Orchester selbst entdecken, die Musiker:innen würden Kammermusik (mit der Unterstützung durch einen Dirigenten) spielen. Asher Fisch war es wichtig, gleich zu Anfang seiner Arbeit mit dem Festspielorchester alle Musiker:innen kennen zu lernen. In den „Metamorphosen“ spielen nun 23 Streicher solistisch zusammen, mit viel Eigenverantwortung und Herausforderung zu Gestaltung, und treten in einen ganz besonderen Dialog mit dem Dirigenten.

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Faszination „Metamorphosen“

Warum stehen die „Metamorphosen“ von Richard Strauss auf dem Programm des Abschlusskonzertes der Tiroler Festspiele Winter 24/25? Chefdirigent Asher Fisch fasst seine Faszination in drei Themen zusammen. Da sei zum einen die Suche, was Strauss mit dem Titel gemeint hat: Bezieht es sich auf Ovid, auf Goethe? Oder ist mit Metamorphose etwas anderes gemeint? Asher Fisch deutet es aus dem Notentext heraus und meint, Strauss habe letztlich eine neue harmonische Sprache finden wollen, die aber nicht auf komplizierten dissonanten Akkorden beruhe, sondern vielmehr versuche, aus „einfachen“ Akkorden überall hin zu modulieren. Schon der erste Takt sei eine Achterbahnfahrt durch die Harmonik, „verrückt, aber ein wunderbarer Weg“. Jeder Akkord in diesem 27 Minuten dauernden Stücks habe „ein anderes Gesicht“ und dieses würde sich schon im nächsten Atemzug ändern, eine Metamorphose eben. „Es kann sein, dass Strauss das gar nicht so meinte, aber für mich erklärt es sich so,“ sagt Asher Fisch, die Sprache sei „neu, interessant und sehr persönlich“.

Dazu komme das Faszinosum, wie man eine Musik schreiben könne, die „derart traurig“ sei. Das Werk entstand im Frühjahr 1945 angesichts der menschlichen und kulturellen Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Die Akkorde, die Übergänge, die Modulationen erzählen „vom Ende der Welt“, das Richard Strauss angesichts der ungeahnten Zerstörung, nicht nur seiner Heimatstadt München, erlebte. Nur ein Komponist mit einer derartigen Erfahrung und Beherrschung aller Ausdrucksmöglichkeiten der Kompositionskunst habe gegen Ende seines Lebens ein Stück schreiben können, das so tief ergreifen kann, ist Asher Fisch überzeugt.

Zuletzt liege die Faszination in der Möglichkeit, die das Stück für das Orchester und die Zusammenarbeit mit dem neuen Chefdirigenten biete. Hier könne sich das Orchester selbst entdecken, die Musiker:innen würden Kammermusik (mit der Unterstützung durch einen Dirigenten) spielen. Asher Fisch war es wichtig, gleich zu Anfang seiner Arbeit mit dem Festspielorchester alle Musiker:innen kennen zu lernen. In den „Metamorphosen“ spielen nun 23 Streicher solistisch zusammen, mit viel Eigenverantwortung und Herausforderung zu Gestaltung, und treten in einen ganz besonderen Dialog mit dem Dirigenten.

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Team

Musik wächst aus der Begeisterung eines über die Jahre zusammengewachsenen, motivierten und exzellent vorbereiteten Ensembles. Im Sommer 1999 formierte sich das Orchester der Tiroler Festspiele Erl erstmals – und nunmehr spielen Musiker aus 20 Nationen zusammen. Schon im ersten Jahr stellte sich der beispiellose Erfolg des Klangkörpers ein, der die Tiroler Festspiele Erl international bekannt machen sollte. Junge Spitzentalente, Musiker:innen aus großen internationalen Orchestern, Kammermusikspezialist:innen und Dozent:innen kommen jährlich im Sommer und Winter, seit 2017 auch im Herbst und im Frühling im Rahmen der Tiroler Festspiele Erl zusammen. Unter der Leitung des Festspielgründers Gustav Kuhn gelang es dem Orchester, Lobeshymnen der internationalen Kritik zu ernten und seinen Ruf als eines der besten Wagnerorchester der Welt zu festigen. Mit Beginn der Intendanz von Jonas Kaufmann im September 2024 hat der im Opern- und im Konzertbereich international gefragte Dirigent Asher Fisch die Leitung des Orchesters übernommen.

Zum Repertoire des Orchesters gehören neben den zehn großen Musikdramen Richard Wagners und Opern von Strauss, Mozart, Beethoven, Verdi und Rossini auch die Symphonien Beethovens und viele weitere zentrale Werke des Konzertrepertoires vom Barock bis hin zur Romantik sowie zeitgenössische Werke und Uraufführungen.

Asher Fisch ist Chefdirigent des West Australian Symphony Orchestra und seit Saisonbeginn 2024/25 Musikdirektor der Tiroler Festspiele in Erl. Er gilt international als einer der führenden Dirigenten und verfügt über ein umfangreiches Repertoire, das sowohl den Opern- wie den Konzertbereich umfasst. Seine Karriere begann er als Assistent von Daniel Barenboim und als Dirigent an der Staatsoper Berlin. Seitdem dirigierte er an den großen europäischen Opernhäusern, unter anderem in Wien, Mailand, München, Paris und Madrid. Als anerkannter Wagner-Spezialist hat Fisch zwei komplette „Ring“-Zyklen sowie „Tristan und Isolde“ aufgenommen. Darüber hinaus hat er sich intensiv mit dem italienischen Repertoire beschäftigt und kürzlich ein Puccini-Album gemeinsam mit dem Tenor Jonas Kaufmann, dem neuen Intendanten der Tiroler Festspiel Erl, herausgebracht.

Als Konzertdirigent leitete Asher Fisch namhafteste US-amerikanische und europäische Orchester wie das New York Philharmonic, das Chicago Symphony, das San Francisco Symphony, das Cleveland Orchestra und das Philadelphia Orchestra, die Berliner Philharmoniker, die Münchner Philharmoniker, das Orchestre National de France und das London Symphony Orchestra. Auch als Pianist ist Asher Fish aktiv und in Klavierkonzerten, mit Kammermusik und als Liedbegleiter zu erleben.

Die aus Serbien stammende österreichische Pianistin Jasminka Stančul studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Wien bei Noel Flores und am Conservatoire de Musique de Genève bei Maria Tipo. 1989 errang sie den Sieg beim Internationalen Beethoven Klavierwettbewerb Wien.

Ihre solistische Tätigkeit führte sie mit den bedeutendsten Orchestern zusammen etwa, den den Wiener Symphonikern, der Camerata Salzburg, dem Royal Philharmonic Orchestra, den Stuttgarter und den Nürnberger Philharmonikern, dem Berliner Symphonischen Orchester, den Prager Philharmonikern, den nationalen Philharmonien der Slowakei, Sloweniens, Polens und Ungarns, dem Orchestre de Paris, dem Tokyo Symphony Orchestra, dem Sydney Symphony Orchestra, dem Pittsburgh Symphony Orchestra und dem Los Angeles Philharmonic Orchestra. Dabei standen renommierte Dirigenten am Pult, darunter Daniele Gatti, Fabio Luisi, Semyon Bychkov, Asher Fisch, Ádám Fischer, Lorin Maazel, Esa-Pekka Salonen, Kurt Sanderling, Horst Stein, Jukka Pekka Saraste, Bruno Weil und Gustav Kuhn. Kammermusikalisch wurde die Pianistin durch das Wiener Streichquartett und das Wiener Brahms-Trio geprägt. Mit Christian Altenburger, Patrick Demenga, Julian Rachlin, Benjamin Schmid und Nikolaj Znaider pflegt sie eine enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kammermusik. Seit 2019 ist sie ordentliche Professorin für das Konzertfach Klavier an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien.