„Angekommen in Erl“ – erste Wintersaison von Intendant Jonas Kaufmann sehr erfolgreich: künstlerische Sternstunden, 7.600 Besucher:innen, 94 Prozent Auslastung
Er sei „Angekommen in Erl“ sagte Jonas Kaufmann, der neue Intendant der Tiroler Festspiele Erl, mit großer Begeisterung über seine neue Wirkungsstätte bei seinem Silvestergruß auf der Bühne. „Angekommen“ ist auch der neue Chefdirigent Asher Fisch, der sich mit der musikalischen Leitung der Opernproduktion „La Bohème“, zweier Orchesterkonzerte und des Familienkonzerts in Erl präsentierte.
Die erste Wintersaison der Tiroler Festspiele Erl unter der neuen Intendanz von Jonas Kaufmann ging am heutigen 6. Jänner 2025 mit dem Abschlusskonzert zu Ende. Insgesamt 7.600 Besucher:innen, 94 Prozent Auslastung (Rekord im Vergleich mit bisherigen Winterfestspielen), die meisten Vorstellungen ausverkauft – die wirtschaftliche Bilanz fällt außerordentlich gut aus.
Neben dem wirtschaftlichen ist besonders ein sehr großer künstlerischer Erfolg zu verzeichnen. Dieser ist zum einen dem geplanten Programm und den verpflichteten Künstler:innen – darunter zahlreiche junge Shootingstars – geschuldet. Zum anderen war das Festival von zahlreichen erkrankungsbedingten Besetzungsänderungen geprägt, bei denen es den Festspielen jeweils gelang, erstrangige Einspringer:innen nach Erl zu verpflichten, die ihrerseits maßgeblich zum Gesamterfolg beitrugen. Sie retteten nicht nur die jeweiligen Vorstellungen, sondern riefen mit ihren Spitzenleistungen regelrechte Jubelstürme hervor.
Tenor Long Long konnte noch so rechtzeitig für den erkrankten Raul Gutierrez in den Probenprozess zu Puccinis „La Bohème“ einsteigen, dass er sich als Rodolfo nicht nur brillant stimmlich, sondern auch szenisch in die Produktion integrieren konnte. Sein junger Stimmlagen-Kollege Levy Sekgapane übernahm in beiden konzertanten Vorstellungen von Bellinis „I puritani“ die besonders anspruchsvolle Partie des Arturo, für die er jeweils gemeinsam mit seinen Sopran-Partnerinnen stürmisch gefeiert wurde. Sozusagen last minute rettete Jessica Pratt als Elvira die erste Aufführung der konzertanten „I puritani“ und „eroberte das Festspielhaus“ (Tiroler Tageszeitung). Sehr kurzfristig erfolgte auch die Verpflichtung von Starsopranistin Lisette Oropesa für die zweite – ausverkaufte –
„I puritani“-Aufführung als Elvira. Sie sorgte ein weiteres Mal für Standing Ovations im Festspielhaus.
Konzertante Oper hat sich offensichtlich bestens in Erl eingeführt. Die Vorfreude auf das Sommerfestival mit Verdis „Trilogia popolare“ („Rigoletto“, „Il trovatore“ und „La traviata“) ist bereits entsprechend groß.
„La Bohème“ in der Neuinszenierung von Bárbara Lluch war drei Mal ausverkauft und wurde von Publikum und Kritik gefeiert. „So verzaubert Sara Cortolezzis als Mimì besonders in den leisen Passagen mit einem schlanken, weichen Sopran“, schwärmte Der Standard über die junge Interpretin der Hauptfigur.
Ein „Ein Sängerfest des Belcantos“ (Kurier) wurde in den beiden Aufführungen von „I puritani“ unter der Musikalischen Leitung von Lorenzo Passerini gefeiert. Neben den erwähnten Hochkarätern als Einspringer sorgten „Mattia Olivieri (Sir Riccardo Forth), Giorgi Manoshvili (Sir Giorgio), Emilia Rukavina (Enrichetta di Francia), Pawel Horodyski (Lord Gualtiero Valton) und Peter Kirk (Sir Bruno Roberton) für sängerische Sternstunden im Festspielhaus“ (Tiroler Tageszeitung).
Das szenische Familienkonzert „Applaus für die Gebrüder Strauß!“ in der Regie von Giulia Giammona
begeisterte alle Altersklassen und sorgte für einen Überraschungsauftritt des Intendanten: Jonas Kaufmann sang den „Lagunenwalzer“.
Das Silvesterkonzert unter der Leitung von Michele Spotti geriet zu einem weiteren Belcanto-Fest mit den Solisten Marina Monzó und René Barbera, die das Publikum mit Arien und hinreißenden Duetten von Rossini, Gounod, Donizetti und Verdi eroberten.
Dass Asher Fisch auch ein erstklassiger Pianist ist, stellte er im Neujahrskonzert unter Beweis. Nach der „Rosenkavalier“-Suite und Strauß-Walzern übernahm er die Soloparts in „Adiós Nonino“ von Astor Piazzolla und George Gershwins „Rhapsody in Blue“ und leitete das Orchester vom Flügel aus.
Eine berührende Puppentheaterversion von Franz Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ boten der renommierte Bassbariton Florian Boesch – zu erleben im Sommer 2025 als Titelheld in Bártoks „Herzog Blaubarts Burg“ – und die Musicbanda Franui gemeinsam mit dem Puppenspieler Nikolaus Habjan vor vollem Haus.
Im Abschlusskonzert kehrte die gefragte Pianistin Jasminka Stančul nach Erl zurück und begeisterte unter Asher Fischs musikalischer Leitung mit Carl Maria von Webers „Konzertstück“.
Wie stets bildeten Orchester und Chor der Tiroler Festspiele erneut die souveräne klangliche Basis für alle Opern- und Konzertproduktionen (mit Ausnahme der „Schönen Müllerin“).
Nächste Saison: Tiroler Festspiele Erl Frühling: 30.3. bis 20.4.2025