Giuseppe Verdi: LA TRAVIATA

Musikalische Leitung: Asher Fisch
Violetta Valéry: Rosa Feola
Flora Bervoix: Deniz Uzun
Annina: Hannah-Theres Weigl
Alfredo Germont: Kang Wang
Giorgio Germont (12.7.): Lucas Meachem
Giorgio Germont (27.7.): Luca Salsi
Gastone: Josip Švagelj
Barone Douphol: Andrew Hamilton
Marchese d'Obigny: Lukas Enoch Lemcke
Grenvil: Alexander Köpeczi

Die TRILOGIA POPOLARE in Erl

Das kann nur böse enden: Wenn Sopran und Tenor einander lieben, platzt der Bariton dazwischen, der seinerseits „Besitzansprüche“ an den Sopran stellt. Logisch – man hat ihm schließlich keinen stimmlichen Widerpart (Mezzosopran oder Alt) zur Seite gestellt. Die Formel ist stark vereinfacht, aber sie greift: Verdi macht sich das Beziehungsmodell in „Rigoletto“, „Il Trovatore“ und „La Traviata“ zunutze und sorgt für waschechte Opernskandale.

 

Wo im Italien der 1850er Jahre ein überwiegend aristokratisches Publikum die Logen und Plätze in den Theatern füllt, stellt Verdi die gesellschaftlich Geächteten auf die Bühne und gibt ihnen eine Stimme, verkrustete Moralvorstellungen und Machtmissbrauch infrage zu stellen. Der Adel schnieft brüskiert, als sich ein singender Buckliger über die Bühne schleppt, als eine Prostituierte zur tragischen Heldin aufläuft. Was Violetta an den Rand der Gesellschaft treibt, hat Verdi am eigenen Leib erfahren: Die Bourgeoisie in Busseto reagiert empört auf Verdi, der mit der Sopranistin Giuseppina Strepponi, unverheiratet zusammenlebt – die noch dazu drei Kinder von verschiedenen Vätern hat. Strepponi ist nicht „gesellschaftsfähig“. Dass sie allein mit ihrem Gehalt den Unterhalt ihrer Kinder, ihrer Mutter und ihrer Geschwister bestreiten kann, erweicht das wohlhabende Bürgertum nicht zu einem „Freispruch“. Verdi hat genug von der Doppelmoral und zieht mit Strepponi aufs Land.

 

Wenn all die „Gefallenen“ schon nicht ohne Anfeindungen im Theater sitzen können, sollen sie zumindest auf der Bühne ihre Ruhe und die ungeteilte Aufmerksamkeit aller haben. Als wären seine Außenseiter-Portraits „Rigoletto“ und „La Traviata“ nicht Skandal genug, zündet Verdi mit „Il Trovatore“ ein hysterisch-schräges und allen psychologischen Tiefsinn niedertretendes Schau(er)stück. Es ist die Parteinahme für die Kreatur, die ihn antreibt. Die Figuren jagt er von einer zur nächsten Extremsituation in dieser eruptiven Partitur – Musik, die verhext. Angelockt von der surreal-schrillen Magie des Stücks hat sich Pretty Yende den Verdi-Zyklus in Erl für ihr Leonora-Debüt in „Il Trovatore“ ausgesucht. Überhaupt verspricht die „Trilogia popolare“ – im Konzert-Format – ein Festival der Stimmen zu werden. Mit Ludovic Tézier und Luca Salsi können die Festspiele die derzeit bedeutendsten Rigoletto-Interpreten in Erl vorstellen.

Team

Asher Fisch ist Chefdirigent des West Australian Symphony Orchestra und seit Saisonbeginn 2024/25 Musikdirektor der Tiroler Festspiele in Erl. Er gilt international als einer der führenden Dirigenten und verfügt über ein umfangreiches Repertoire, das sowohl den Opern- wie den Konzertbereich umfasst. Seine Karriere begann er als Assistent von Daniel Barenboim und als Dirigent an der Staatsoper Berlin. Seitdem dirigierte er an den großen europäischen Opernhäusern, unter anderem in Wien, Mailand, München, Paris und Madrid. Als anerkannter Wagner-Spezialist hat Fisch zwei komplette „Ring“-Zyklen sowie „Tristan und Isolde“ aufgenommen. Darüber hinaus hat er sich intensiv mit dem italienischen Repertoire beschäftigt und kürzlich ein Puccini-Album gemeinsam mit dem Tenor Jonas Kaufmann, dem neuen Intendanten der Tiroler Festspiel Erl, herausgebracht.

Als Konzertdirigent leitete Asher Fisch namhafteste US-amerikanische und europäische Orchester wie das New York Philharmonic, das Chicago Symphony, das San Francisco Symphony, das Cleveland Orchestra und das Philadelphia Orchestra, die Berliner Philharmoniker, die Münchner Philharmoniker, das Orchestre National de France und das London Symphony Orchestra. Auch als Pianist ist Asher Fish aktiv und in Klavierkonzerten, mit Kammermusik und als Liedbegleiter zu erleben.

Lukas Enoch Lemcke Lukas Enoch Lemcke macht sich bereits einen Namen als vielversprechender junger Bass der nächsten Generation. Seit der Spielzeit 2023/24 ist er Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Dort war er seitdem unter anderem in Rollen wie Sarastro (Die Zauberflöte), Alidoro (La Cenerentola) und Prof. Würmchen (Der Vogelhändler) zu erleben. In der Spielzeit 2021/22 debütierte er an der Wiener Staatsoper und war dort inzwischen in mehreren Produktionen zu hören, u.a. in Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria und in der Titelpartie von Ludger Vollmers Oper Tschick. Im März 2023 gab er als Sarastro (Die Zauberflöte) sein Hausdebüt am Badischen Staatstheater Karlsruhe, in der Produktion des Intendanten Dr. Ulrich Peters. Auf dem Konzertpodium war er in Werken wie J.S. Bachs Weihnachtsoratorium, der Missa Nativitatis Domini von J.D. Zelenka, der Messa di Gloria von Pietro Mascagni und Schuberts Messe in B-Dur zu hören. Im Winter 2025 wird er in der Titelpartie von Mendelssohns Paulus zu erleben sein. Der junge Bass ist auch bereits ein gefragter Liedsänger. Liederabende führten ihn u.a. nach Wien, Regensburg und ins Breisgau. Gemeinsam mit dem Pianisten Manfred Schiebel veröffentlichte er 2024 seine erste CD mit Kunstliedern von Schubert, Loewe, Wolf und Strauss unter dem Label Preiser Classics. Lukas Enoch Lemcke stammt aus Regensburg. Seine Ausbildung erhielt er u. a. bei den Regensburger Domspatzen, sowie bei dem Tenor Brent Lee Damkier. 2017 bekam er einen Platz im Vorbereitungslehrgang an der Privatuniversität der Stadt Wien für Musik und Kunst bei Univ.-Prof. Manfred Equiluz. Ein Jahr später wurde er dort ordentlicher Student und schloss 2022 den Bachelor mit „summa cum laude“ ab. Im Herbst desselben Jahres begann er seinen Master bei Univ.-Prof. Karlheinz Hanser an der Universität für Musik und darstellende Kunst, ebenfalls in Wien. Musikalische Impulse erhielt er darüber hinaus von Prof. Helga Mayer-Wagner, Prof. Helge Dorsch, Dr. Christiane Iven, KS René Pape, KS Evgeny Nesterenko, Michael Kraus, Andrea Mastroni, Univ.-Prof. Justus Zeyen und Helmut Deutsch, mit dem Liederabende in Planung sind. Im Oktober 2022 wurde Lukas Enoch Lemcke bei der Feier anlässlich ihres 25. Jubiläums mit der Gottlob-Frick Medaille ausgezeichnet und eröffnete den Festakt musikalisch. Im Jahr 2023 war er Preisträger des Ada Sari Wettbewerbs und erreichte den 2. Platz des Anneliese Rothenberger Wettbewerbs.