J. S. Bach: MATTHÄUS-PASSION

Orchester und Chor der Tiroler Festspiele Erl
Musikalische Leitung: Heinz Ferlesch
Evangelist: Paul Schweinester
Jesus: Lukas Enoch Lemcke
Sopran: Lydia Teuscher
Alt: Katrin Wundsam
Tenor: Johannes Bamberger
Bass, Pilatus: Daniel Gutmann
Schule für Chorkunst München

Johann Sebastian Bach

Matthäus-Passion, BWV 244

Parsifals Leiden ist nur das „Vorspiel“ zur Passion Christi, die Bach in seinem überbordend besetzten Werk auskomponiert hat. Felix Mendelssohn-Bartholdy hatte den richtigen Riecher und die nach Bachs Tod längst vergessene Matthäus-Passion wieder aufführen lassen. Seitdem gehört sie zu Ostern – wie „Parsifal“. Sogar einen selbst ernannten „Anti-Christen“ wie Friedrich Nietzsche hat die Matthäus-Passion beeindruckt (Wagners „Parsifal“ hingegen weniger, gelinde gesagt). Vielleicht auch deshalb, weil Bach (für damalige Gepflogenheiten) geradezu – unschicklich – opernhaften Treibstoff durch die Adern seiner Passion gepumpt hat.

Team

Orchester der Tiroler Festspiele Erl

Musik wächst aus der Begeisterung eines über die Jahre zusammengewachsenen, motivierten und exzellent vorbereiteten Ensembles. Im Sommer 1999 formierte sich das Orchester der Tiroler Festspiele Erl erstmals – und nunmehr spielen Musiker aus 20 Nationen zusammen. Schon im ersten Jahr stellte sich der beispiellose Erfolg des Klangkörpers ein, der die Tiroler Festspiele Erl international bekannt machen sollte. Junge Spitzentalente, Musiker:innen aus großen internationalen Orchestern, Kammermusikspezialist:innen und Dozent:innen kommen jährlich im Sommer und Winter, seit 2017 auch im Herbst und im Frühling im Rahmen der Tiroler Festspiele Erl zusammen. Unter der Leitung des Festspielgründers Gustav Kuhn gelang es dem Orchester, Lobeshymnen der internationalen Kritik zu ernten und seinen Ruf als eines der besten Wagnerorchester der Welt zu festigen. Mit Beginn der Intendanz von Jonas Kaufmann im September 2024 hat der im Opern- und im Konzertbereich international gefragte Dirigent Asher Fisch die Leitung des Orchesters übernommen.

Zum Repertoire des Orchesters gehören neben den zehn großen Musikdramen Richard Wagners und Opern von Strauss, Mozart, Beethoven, Verdi und Rossini auch die Symphonien Beethovens und viele weitere zentrale Werke des Konzertrepertoires vom Barock bis hin zur Romantik sowie zeitgenössische Werke und Uraufführungen.

Chor der Tiroler Festspiele Erl

Der 2007 gegründete Chor steht dem Festspiel-Orchester als ebenbürtiger musikalischen Partner zur Seite. Der Fokus liegt dabei auf einer sorgfältigen Pflege der Einzelstimme. Im Rahmen der Festspiele werden mit den Sängerinnen und Sängern vielseitige Projekte von a-cappella-Programmen bis zu Konzert- und Opernproduktionen erarbeitet. Seit der Eröffnung des Festspielhauses Erl 2012 gilt ein weitere Schwerpunkt im Repertoire den Werken des Belcantos und den Opern Verdis.

Auch die Entwicklung eines barocken Chorklangs bei Bach und seinen Zeitgenossen bildet eine wichtige Aufgabe in der Arbeit des Ensembles, das seit 2009 auch eine enge Verbindung mit der Capella Minsk, dem Staatlichen Akademischen Chor der Republik Belarus, hat. Dieses 1940 gegründete Chorkollektiv hat sich die Bewahrung der belarussischen Volksmusik sowie die (Ur-)Aufführung der Werke moderner und zeitgenössischer Komponisten zur Aufgabe gemacht.

Der Chor zeichnet sich durch hohe Intonationssicherheit, Harmonie, Vielfalt und dynamischen Klang aus – Basis für zahlreiche Tourneen durch ganz Europa in den vergangenen Jahren. Das Repertoire umfasst Requien, Messen, Kantaten und geistliche Werke ebenso wie Opern. Nachdem die Qualität des Chors über viele Jahre von Lyudmila Yefimova erarbeitet und geprägt wurde, übernahm nach ihrem Tod 2018 Olga Yanum die Leitung des Ensembles.

Foto: Nina Tschavoll

Heinz Ferlesch stammt aus Oberösterreich. Er ist künstlerischer Leiter der Wiener Singakademie, des von ihm gegründeten Chors Ad Libitum sowie des von ihm mitbegründeten Originalklangorchesters Barucco. Mit seinen Ensembles ist er im internationalen Musikleben präsent. Er leitet Produktionen u.a. im Wiener Konzerthaus und im Theater an der Wien, im Brucknerhaus Linz und im Festspielhaus St. Pölten, beim Carinthischen Sommer, bei den Internationalen Barocktagen Stift Melk, den Europäischen Festwochen Passau, den Internationalen Händelfestspielen Halle, im Müpa Budapest und im Sofien-Palast in Prag. Als Leiter des Wiener Singakademie arbeitet er mit Dirigenten wie Simon Rattle, Gustavo Dudamel, Valery Gergiev, Philippe Jordan, Simone Young, Kent Nagano, Franz Welser-Möst, Yannick Nézet-Séguin, Daniel Harding und Ton Koopman zusammen.   

Heinz Ferlesch unterrichtet an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und ist musikalischer Leiter der Vokalakademie Niederösterreich und Koordinator der Chorszene Niederösterreich. Er ist international gefragter Gastdirigent, Juror und Workshop-Leiter u.a. beim Chœur de Radio France, bei Orfeó Català, beim Kodály Kórus Debrecen, im Rahmen von Berkshire Choral International, Summa Cum Laude Festival sowie bei Interkultur.

Foto: Hans Schubert

Paul Schweinester wurde in Innsbruck geboren und war Sopransolist der Wiltener Sängerknaben. Er studierte Gesang an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien sowie am Conservatorio Santa Cecilia in Rom. 2009–13 gehörte er zum Ensemble der Wiener Volksoper. 2012 war er Mitglied im Young Singers Project der Salzburger Festspiele. Zu den Opernengagements des vielseitigen Tenors in den der letzten Spielzeiten zählen Kunz Vogelgesang (Die Meistersinger von Nürnberg) am Teatro Real in Madrid, Narraboth/Erster Jude (Salome) am Theater an der Wien, die Tenorpartien in Bastien und Bastienne sowie Der Schauspieldirektor bei der Mozartwoche in Salzburg, Brighella (Ariadne auf Naxos) am Royal Opera House Covent Garden in London, Jacquino (Fidelio) am Teatro San Carlo in Neapel, Basilio (Le nozze di Figaro) bei den Salzburger Festspielen, Pedrillo (Entführung aus dem Serail) an der Opéra national de Paris sowie Zimmermanns Die Soldaten (Teatro alla Scala in Mailand und Salzburger Festspiele).

            Auf dem Konzertpodium war Paul Schweinester u.a. in Haydns Schöpfung am Müpa Budapest und Jahreszeiten bei den Haydn-Festspielen Eisenstadt, in der Matthäus-Passion unter Marc Minkowski beim Grafenegger Frühling sowie mit Bach-Kantaten im Wiener Konzerthaus zu hören.

Der Bass Lukas Enoch Lemcke stammt aus Regensburg und erhielt seine Ausbildung u.a. bei den Regensburger Domspatzen sowie bei Brent Lee Damkier. 2022 schloss er sein Gesangsstudium an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien bei Manfred Equiluz ab und begann ein Masterstudium bei Karlheinz Hanser an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. In der Spielzeit 2021/22 debütierte er an der Wiener Staatsoper und war u.a. in Monteverdis Il ritorno d’Ulisse in patria und in der Titelpartie von Ludger Vollmers Oper Tschick zu erleben. 2023 gab er als Sarastro (Die Zauberflöte) sein Hausdebüt am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Seit der Spielzeit 2023/24 ist der Bass Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, wo er Rollen wie Sarastro (Die Zauberflöte), Alidoro (La Cenerentola), Professor Würmchen (Der Vogelhändler) und Leporello (Don Giovanni) verkörperte.

Auf dem Konzertpodium war Lukas Enoch Lemcke u.a. in Bachs Weihnachtsoratorium, etwa bei den letzten Winterfestspielen in Erl, in der Missa Nativitatis Domini von Jan Dismas Zelenka, der Messa di Gloria von Pietro Mascagni und Schuberts Messe in B-Dur zu hören. Gemeinsam mit dem Pianisten Manfred Schiebel veröffentlichte er eine CD mit Liedern von Schubert, Loewe, Wolf und Strauss.

Lydia Teuscher wurde in Freiburg geboren und studierte am Welsh College of Music and Drama sowie an der Musikhochschule Mannheim. Von 2006 bis 2008 war sie Ensemblemitglied der Semperoper Dresden. Als Pamina (Die Zauberflöte) gastierte sie bei der Mozartwoche in Salzburg, beim Festival d’Aix-en-Provence, am Bolschoi-Theater in Moskau, an der Bayerischen Staatsoper in München und an der Deutschen Staatsoper Berlin. Als Susanna (Le nozze di Figaro) war sie in Glyndebourne, Dresden, Karlsruhe und Nishinomiya (Japan) zu hören. Zu den zahlreichen Konzertauftritten der gefragten Sopranistin zählen Händels Messiah mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra unter Bernard Labadie, Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne unter Diego Fasolis, Verdis Quattro pezzi sacri mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Christian Thielemann und Haydns Die Schöpfung mit dem Scottish Chamber Orchestra unter Maxim Emelyanychev.

Foto: Liliya Namisnyk

Die österreichische Mezzosopranistin Katrin Wundsam studierte an der Universität Mozarteum Salzburg. Als Ensemblemitglied an der Kölner Oper von 2009 bis 2016 war sie u.a. als Carmen, in Kreislers Heute Abend: Lola Blau, als Nicklausse (Les Contes d’Hoffmann), Suzuki (Madama Butterfly), Preziosilla (La forza del destino), Sesto (La clemenza di Tito), Penelope (Il ritorno d’'Ulisse in patria) und Bradamante (Alcina) zu erleben. Engagements führten sie u.a. als Hänsel (Hänsel und Gretel) an die Staatsoper Unter den Linden in Berlin, als Hänsel, Dorabella (Così fan tutte) und Rosina (Il barbiere di Siviglia) an die Staatsoper Hamburg, als Hänsel und Dorabella an die Semperoper Dresden, als Maddalena (Rigoletto) zu den Bregenzer Festspielen und als Enea (Didone abbandonata) zu den Innsbrucker Festwochen Alter Musik. Ihr Repertoire umfasst auch die Wagner-Partien Fricka (Das Rheingold und Die Walküre), Erste Norn und Waltraute (Götterdämmerung) sowie Magdalene (Die Meistersinger von Nürnberg).

Auf dem Konzertpodium trat Katrin Wundsam u.a. in Strawinskys Les Noces und Schumanns Requiem für Mignon im Wiener Musikverein, in Beethovens Neunter Symphonie an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin Staatsoper Berlin und in Turnages Zweimal durchs Herz in der Elbphilharmonie Hamburg auf.

Der aus St. Pölten stammende Tenor Johannes Bamberger studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Bereits während seiner Ausbildung gastierte er am Landestheater Linz sowie am Theater an der Wien. Von 2018 bis 2020 gehörte er zum Jungen Ensemble des Theater an der Wien und kehrt seitdem regelmäßig als Gast dorthin zurück. Zu seinem Repertoire zählen u.a. Partien wie Belmonte (Die Entführung aus dem Serail), Don Ottavio (Don Giovanni) und Ferrando (Così fan tutte). Als gefragter Lied- und Oratoriensänger gastierte er bisher u.a. im Festspielhaus St. Pölten, im Wiener Musikverein, im Wiener Konzerthaus, in der Laeiszhalle in Hamburg, in der Philharmonie de Paris und im Auditorio Nacional de Música in Madrid. Zu hören war er auch beim Menuhin Festival in Gstaad, bei der Schubertiade Schwarzenberg, beim Carinthischen Sommer sowie bei den Nikolaus Harnoncourt Tagen in St. Georgen im Attergau.

Der aus Niederösterreich stammende Bariton Daniel Gutmann studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Gesang bei Julia Bauer-Huppmann sowie Konzertgitarre bei Melitta Heinzmann. Er ist Preisträger mehrerer Gesangswettbewerbe, darunter Elīna Garančas ZukunftsStimmen. Seit 2019 ist er Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz München, wo er in Rollen wie Dandini (La Cenerentola), Papageno (Die Zauberflöte), Guglielmo (Così fan tutte), Dr. Falke (Die Fledermaus), Schaunard (La Bohème), Freddy (My Fair Lady), Albert (Werther), Javert (Les Misérables), Escamillo (Carmen) und Piratenkönig (Die Piraten von Penzance) zu erleben war. Engagements führten ihn u.a. an das Theater St. Gallen (Les Misérables), das Staatstheater Nürnberg (La Cenerentola) zu den Salzburger Festspielen (Gottfried von Einems Der Prozess) und an das Wiener Konzerthaus (Leonard Bernsteins Mass).

            Daniel Gutmann widmet sich regelmäßig dem Konzert- und Liedgesang. In jungen Jahren mit Chormusik aufgewachsen, begann er früh mit einer solistischen Karriere. Liederabende und Konzertreisen führten ihn u. a. nach New York, Singapur, Washington D.C., Texas sowie durch Österreich und Deutschland. Darüber hinaus tritt er regelmäßig mit seiner Countryband The Groovecake Factory auf.

Von Anfang an wurde besonders viel Wert auf eine ganzheitliche musikalische Ausbildung gelegt: Stimmbildungsstunden, zwei Chorproben in der Woche, Gehörbildungsunterricht und Notenlehre – all dies gehört standardmäßig zum Lehrstoff der Schule für Chorkunst München. Ebenfalls eine große Bedeutung wurde stets folgenden Aspekten beigemessen: Die Förderung des musikalischen Gedächtnisses, eine große Vielfalt musikalischer Werke, die Entwicklung der Beweglichkeit der Stimme sowie die Erweiterung des Stimmumfangs und ständige Weiterentwicklung des mehrstimmigen und polyphonen Gesangs. Seit der Gründung der Schule für Chorkunst wirken junge Sängerinnen und Sänger regelmäßig bei öffentlichen Konzerten, Festivals, Choreisen und anderen Projekten mit. So nahm der Konzertchor der Chorschule 2018 an dem internationalen „World Peace Choral Festival“ in Wien mit sehr großem Erfolg teil und trat zusammen mit dem weltberühmten Chor der Wiener Sängerknaben auf. 2021 wirkten Kinder der Schule für Chorkunst München bei den Tiroler Festspielen mit – bei Humperdincks Oper „Königskinder“. Ein weiteres größeres Projekt, bereits zum zweiten Mal mit der Bayerischen Staatsoper, war die Kinderoper „Spring doch!“, die am 9. Dezember 2022 uraufgeführt wurde; sieben Aufführungen folgten nach der erfolgreichen Prämiere. Im November 2022 nahmen die Sängerinnen und Sänger der Schule für Chorkunst München an dem Bayerischen Chorwettbewerb teil – mit sehr großem Erfolg – und erlangten eine Weiterleitung zum Deutschlandweiten Chorwettbewerb.