Schumann | Chopin

Orchesterkonzert

Beginn: 19:00 Uhr
Pause: 19:55 Uhr
Ende: ca. 21:00 Uhr

 

ROBERT SCHUMANN

Ouvertüre zum dramatischen Gedicht „Manfred“ op. 115

 

FRÉDÉRIC CHOPIN

Klavierkonzert Nr. 1 op. 11 e-Moll

 

ROBERT SCHUMANN

Sinfonie Nr. 1 B-Dur "Frühlingssymphonie" op. 38

Orchester der Tiroler Festspiele Erl

Musikalische Leitung Johannes Debus

Klavier Lukas Geniušas


Johannes Debus, Musikdirektor der Canadian Opera Company in Toronto, wird vom Erler Publikum seit seinem sachkundigen Dirigat des Weihnachtsoratoriums 2023 hoch geschätzt.

 

Am 22. März präsentiert er zwei Kompositionen von Robert Schumann: zunächst die Vertonung des Gedichts „Manfred“ von Lord Byron. Manfred wurde verflucht, weil er eine Frau verführte und somit schändete. Schuldgefühle treiben ihn dazu, sein Heil vergeblich in der Geisterwelt zu suchen, bis er schließlich einsam stirbt. Die Ouvertüre zählt zu Schumanns großartigsten Schöpfungen, die Instrumentierung schafft die perfekte Untermalung für den leidenden, zerrissenen Manfred.

 

Die Frühlingssymphonie schrieb Schumann 1841 in einer glücklichen Zeit, denn er war eben mit Clara Wieck verheiratet und kommentierte die Symphonie mit den Worten: „Ich schrieb die Sinfonie, wenn ich sagen darf, in jenem Frühlingsdrang, der den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinreißt und in jedem Jahr von neuem überfällt.“

 

Lukas Geniušas interpretiert Chopins Klavierkonzert e-Moll, zu dem der Komponist von seiner ersten Liebe inspiriert wurde und das er vor seiner Abreise aus Polen erstmalig selbst spielte. Heute zählt dieses Werk zu den unsterblichen Klavierkonzerten der Musikgeschichte.

Fri 22. Mar
19:00 h → Festspielhaus

Orchester der Tiroler Festspiele Erl

Johannes Debus

Musikalische Leitung

Lukas Geniušas

Klavier


Orchester der Tiroler Festspiele Erl

Musik wächst aus der Begeisterung eines über die Jahre zusammengewachsenen, motivierten und exzellent vorbereiteten Ensembles, das sich einen Ruf als eines der besten Wagnerorchester weltweit erarbeitet und die Tiroler Festspiele Erl international bekannt gemacht hat. 1999 formierte sich das Orchester der Tiroler Festspiele unter der Leitung von Gustav Kuhn, inzwischen spielen Musiker*innen aus 20 Nationen zusammen. Junge Spitzentalente, Musiker*innen aus großen internationalen Orchestern, Kammermusikspezialist*innen und Dozent*innen kommen so jährlich im Sommer und Winter, seit 2017 auch im Herbst und an Ostern im Rahmen der Tiroler Festspiele Erl zusammen. Zum Repertoire des Klangkörpers gehören neben den zehn großen Musikdramen Richard Wagners und Opern von Strauss, Mozart, Beethoven, Verdi und Rossini auch die Symphonien Beethovens und viele weitere zentrale Werke des Konzertrepertoires sowie zeitgenössische Werke und Uraufführungen. Seit der Sommersaison 2022 ist Erik Nielsen Chefdirigent des Orchesters der Tiroler Festspiele Erl.


Johannes
Debus

Die Karriere vieler Dirigenten fängt vor dem eigenen Spiegel an. Johannes Debus erzählt, wie er als Kind zu Beethovens Eroica dirigierte und seine Geschwister ihn damit aufzogen. „Spiel doch wenigstens Luftgitarre.“ Was aber passiert, wenn aus Luftkunst wirklich Musik wird, erkannte Debus dann mit Vierzehn, als er im heimischen Speyer ein Bruckner-Konzert mit Günter Wand im Fernsehen sah. „Ich habe verstanden, was die mystische Synergie von Handbewegung, Gesten, Körpersprache und Mimik auslösen, wie sie einen gemeinsamen musikalischen Grundgedanken formen kann. Es war magnetisch.“

 

Aber anders als der Magnetismus entsteht die Musik für Debus nicht aus der Spannungsenergie entgegengesetzter Pole, sondern dem wechselseitigen Dialog zwischen Dirigent und Orchester. „Als Dirigent muss ich mit einer Vorstellung von der Musik in Vorleistung gehen, ich muss eine klare Idee haben, wie ich sie spielen und wie ich das vermitteln möchte“, erklärt er. „Gleichzeitig muss ich hören, was diese Gruppe hochqualifizierter Musiker als Klang anbietet, das annehmen und versuchen, es einzubauen.“
 

Das gemeinsame Musizieren braucht das Vertrauen, dass etwas entstehen kann, ohne es zu erzwingen. Debus versteht es als seine Verantwortung als Dirigent, diesem Raum den Rahmen zu geben. Kein Maestro im Elfenbeinturm, sondern Konstrukteur einer fließenden, zerbrechlichen Gestalt aus Spielen und Hören. „Wenn die Verbindung da ist, können und wollen die Musiker als Kollektiv funktionieren. Dann lässt sich alles erreichen. Es gibt nichts Schöneres, als ein Orchester, das mit glühenden Augen und Herzblut auf der Bühne ist.“
 

Seine Bewegungen haben sich dabei im Laufe der Jahre immer weiter auf das Wesentliche reduziert. „Anfangs ist man sehr stark auf das Choreographische und das schlagtechnische Handwerk fixiert. Aber es ist nicht so, dass je mehr man hineingibt, desto mehr auch zurückkommt“, erzählt er. Sein dirigentisches Idealbild: pure Musik, gestisch kommuniziert.

 

„“Wenn die Grenzen meiner Sprache die Grenzen Meiner Welt sind, dann ist auch jede Musik das Tor zu einer neuen (Klang-)Welt. Sie gibt und die Möglichkeit, in neue Dimensionen vorzustoßen,
die weniger begrenzt sind als das, was wir in unserem Alltag erleben.””

 

Das Handwerk hat Debus an der Oper Frankfurt gelernt, wo er 1998 nach seinem Dirigierstudium in Hamburg als Korrepetitor anfing. Als Kapellmeister erarbeitete er sich dort später ein Repertoire von Mozart über Verdi bis Adès. „Es war ein Glücksfall, fast zehn Jahre lang an einem so innovativen Haus kontinuierlich wachsen zu können.“ In Frankfurt lernte er auch Hans Werner Henze kennen, dem er bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden blieb.
 

Seit 2009 ist Debus Musikdirektor der Canadian Opera Company in Toronto. Er mag die Diversität und offene Arbeitsatmosphäre der Stadt. Hier findet er Neugierde und Risikobereitschaft vor, um die Bandbreite seines Repertoires kontinuierlich zu erweitern. Unter seiner musikalischen Leitung ist die internationale Reputation und Sichtbarkeit des größten kanadischen Opernhauses in den letzten zehn Jahren stetig gewachsen. Auch die pädagogische Arbeit gewinnt dabei für Debus zunehmend an Bedeutung. In Toronto leitet er die einzige Orchesterakademie mit Schwerpunkt Oper in Nordamerika und dirigiert regelmäßig Konzerte mit den Studenten des Royal Conservatory Orchestra, beim Aspen Music Festival gibt er Meisterkurse.
 

Debus bezeichnet sich als transatlantischen Hybrid. „Einen Fuß auf beiden Kontinenten zu haben, ist sehr bereichernd. Ich habe das Beste aus beiden Welten und versuche, sie zu verbinden.“ In Nordamerika ist Debus zu Gast bei den großen Symphonieorchestern wie dem Cleveland Orchestra und dem Boston Symphony Orchestra. 2016 feierte er mit Salome sein Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera. In Europa dirigiert Debus das ORF Radio- Symphonieorchester Wien, das hr-Sinfonieorchester und das Hallé Orchestra sowie an der Bayerischen Staatsoper München, der Staatsoper Unter den Linden Berlin, der Oper Frankfurt, der English National Opera und der Opéra National de Lyon. Sein Debüt bei den BBC Proms gab er 2014 mit der Britten Sinfonia, 2015 leitete er eine Neuproduktion von Hoffmanns Erzählungen bei den Bregenzer Festspielen. Als Gastdirigent stand er bei mehreren internationalen Festivals wie der Biennale di Venezia und den Schwetzinger Festspielen, dem Festival d'Automne in Paris, dem Lincoln Center Festival, der Ruhrtriennale, dem Suntory Summer Festival und dem Spoleto Festival auf der Bühne.
 

Der 1974 geborene Debus sieht sich als Generalist. Er fühlt sich bei Monteverdi und der Wiener Klassik genauso zuhause wie bei Janáček und der Musik des 20. Jahrhunderts. Zeitgenössische Musik und die Kooperation mit renommierten Neue-Musik-Ensembles wie dem Ensemble intercontemporain, dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien und der Musikfabrik bilden ein wichtiges Kontinuum seiner Arbeit. „Ich möchte nichts von dieser musikalischen Vielfalt missen“, sagt Debus. „Wenn die Grenzen meiner Sprache die Grenzen meiner Welt sind, dann ist auch jede Musik das Tor zu einer neuen (Klang-)Welt. Sie gibt uns die Möglichkeit, in neue Dimensionen vorzustoßen, die weniger begrenzt sind als das, was wir in unserem Alltag erleben.


Lukas
Geniušas

Der russisch-litauische Pianist Lukas Geniušas gehört zu den aufregendsten Künstlern seiner Generation. Geboren 1990 in Moskau, studierte Geniušas am Konservatorium seiner Heimatstadt, wo er 2008 den Abschluss machte. Er wurde mit etlichen renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter die Silbermedaillen beim Tschaikowsky-Wettbewerb 2015 und beim Internationalen Chopin-Wettbewerb 2010. Der vom britischen Guardian für seine „Brillanz und Reife“ gelobte Pianist ist heute zu Gast auf den bedeutendsten internationalen Konzertbühnen, darunter die Londoner Wigmore Hall, das Amsterdamer Concertgebouw und das Auditorium du Louvre in Paris.

 

Darüber hinaus tritt er bei Festivals wie dem Gilmore Piano Festival, dem Festival International de Piano de La Roque d’Anthéron und dem Rheingau Musik Festival auf. Lukas Geniušas konzertiert mit Orchestern wie dem NHK Symphony Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra und der Kremerata Baltica und arbeitet mit Dirigenten wie Leonard Slatkin, Charles Dutoit und Andrey Boreyko zusammen.

 

Zu den Höhepunkten der Saison 2021/22 gehören Auftritte mit dem Scottish Chamber Orchestra und Maxim Emelyanychev, eine Tour mit dem Flanders Symphony Orchestra und Kristiina Poska sowie ein Auftritt beim Festival La folle journée in Nantes. Lukas Geniušas ist bekannt für seine Neugier und ungeheure musikalische Bandbreite, die sich vom Barock über die Klassik und Romantik bis zur zeitgenössischen Musik erstreckt. Unter anderem macht er es sich zur Aufgabe, unbekannte Komponisten wiederzuentdecken.

 

So sind in seiner umfassenden Diskografie neben Namen wie Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin und Maurice Ravel auch Künstler wie Leonid Desjadnikow, Valery Arzoumanov und Vladimir Ryabov zu finden. Seine Aufnahme von Sergej Prokofjews Klaviersonaten erhielt 2019 den „Choc de Classica“ und einen „Diapason d’Or de l’année“ als Recital-CD des Jahres.